Teil 7: Viktoriastraße - Leipziger Straße

Viktoriastraße

Diese Straße erstreckt sich in Nord-/Südrichtung vom Adalbertsteinweg bis zur Oppenhoffallee. Ihr Charakter ist der einer Wohnstraße, auf beiden Seiten bestückt mit kleinen Gewerbebetrieben. Obgleich ohne Straßenbegleitgrün, wirkt sie in den Mündungsperspektiven ansprechend: Adalbertsteinweg – Ostfriedhof / Oppenhoffallee – Baumbestand mit Blick auf die Herz-Jesu-Kirche.

Als Patin gilt Viktoria-Marie-Luise. Sie war die älteste Tochter der berühmten Königin Viktoria von Großbritannien und Irland und dem Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Geboren 1840 in London, wuchs sie im Schatten imperialen Machtstrebens Großbritanniens auf. Berits 1858 heiratete sie den Prinzen Friedrich-Wilhelm, den einzigen Sohn des preußischen Königs und späteren Kaisers Wilhelm I. (1862-1888). In den Zeiten des politischen Umbruchs in Preußen und Deutschland, die sich außenpolitisch mit den Kriegen gegen Dänemark (1864), Österreich-Ungarn (1866) und Frankreich (1870/71), innenpolitisch im Kulturkampf (1871-1887), den Sozialistengesetzen (1878-1890) und den Sozialgesetzen (1883 Kranken-, 1884 Unfallversicherung, 1889 Alterssicherung) manifestierte, unter-stützte sie die liberale Gesinnung Friedrich-Wilhelms. Sie geriet ähnlich wie ihre Schwiegermutter in Konflikt mit König und Kaiser Wilhelm I. und Otto von Bismarck, deren autoritäre Staatsführung sie missbilligte.

1859 gebar sie ihren ersten Sohn, den späteren könig und Kaiser Wilhelm II. Mit dem Tode Wilhelms I. bestieg ihr Gatte als Friedrich III. den Thron, so dass Hoffnung bestand, liberale Tendenzen im politischen Bereich einzubringen. Dies misslang jedoch, da Friedrich III. bereits nach 99 Tagen verstarb (Halskrebs). Der neue König und Kaiser Wilhelm II., ihr Sohn, nahm den autoritären Kurs seines Großvaters nicht nur auf, sondern verschärfte ihn auch noch. Dies führte zu einer wachsenden Entfremdung zwischen Mutter und Sohn. Politisch kalt gestellt, verbrachte sie die folgenden Jahre zurückgezogen und starb 1901 im Schloß Friedrichshof/Taunus.

Ihre Bedeutung ist darin zu sehen, dass sie (wie vor ihr Kaiserin Augusta) versuchte, auf Grund ihrer liberalen Gesinnung Toleranz zu pflegen und politisch umzusetzen. Sie scheiterte jedoch, da Wilhelm II. glaubte, nur mit Härte und Pomp auf der Weltbühne bestehen zu können, was auch der 1. Reichs-kanzler des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, 1890 bitter zu spüren bekam (er wurde ohne schwerwiegenden Grund entlassen).


Leipziger Straße

Eine in west-östlicher Richtung angesiedelte Straße im Bereich „Panneschopp“ (Familiengartenverein), die einmal die Lützowstraße und zum Anderen die Düppelstraße kreuzt.
Sie wird durch reine Wohnquartiere begrenzt, nur unterbrochen südlich durch das Portal der Fronleichnamskirche und dem Eingang zum „Panneschopp“ und nördlich durch den Schulhof der Kath. Grundschule Düppelstraße.
Ihre Bezeichnung hat ausschließlich eine historischen Kern: Die „Völkerschlacht bei Leipzig“ sollte auch in Aachen lebendig bleiben. Und das nicht ohne Grund: bedeutete der Ausgang dieser Schlacht zwischen den französischen und verbündeten Streitkräften (Österreich, Preußen, Russland, Schweden) den Wendepunkt in der Herrschaftspolitik Napoleons I. Vollzog sich bisher das politische und militärische Geschehen nur nach dem Willen Napoleons, dem Zentraleuropa unterstand, so leitete seine Niederlage vom 16. – 19. 10. 1813 eine Kehrtwendung ein.
Zu dieser „Völkerschlacht bei Leipzig“ kam es wie folgt:
Nach dem Russlandfeldzug 1812 stellte sich bei Napoleon eine strategische Ermattung ein. Dies nutzten die gegen ihn Verbündeten, seine Vormachtstellung zu brechen und schließlich zu vernichten.
Anfangs waren Österreich und Preußen jedoch nur schwer zu bewegen, den Kampf mit Napoleon wieder aufzunehmen, war dieser doch mit der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. verheiratet. Dazu litt der preußische König (Friedrich-Wilhelm  III.) noch zu sehr unter den militärischen Demütigungen von 1806/1807.
Die ersten Gefechte dieses 5. Koalitionskrieges gegen Frankreich verliefen ausgeglichen, Napoleon wurde aber langsam in die Defensive gedrängt. Deshalb entschloss er sich, seine Truppen mit 200.000 Mann auf Leipzig zu konzentrieren,  um hier eine Entscheidung herbeizuführen. Diesen Einheiten standen 330.000 Mann der Verbündeten gegenüber. Trotz Anfangserfolgen wurde Napoleons Heer auf die Innenstadt von Leipzig zurückgedrängt. Es entspann sich ein harter, schonungsloser Häuserkampf.  Als die mit Napoleon verbündeten Sachsen und Württemberger zu den Verbündeten überliefen, neigte sich der Kampf nach 3 Tagen dem Ende zu. Als Napoleon keine Siegschance mehr sah, trat er den Rückzug an.
Bei dieser Schlacht verloren 72.000 Franzosen und 54.000 Verbündete das Leben, eine für damalige Verhältnisse gigantische Zahl.
Zum Andenken an diesen Meilenstein der Befreiung von einem totalitären Regime wurde in Leipzig das „Völkerschlachtdenkmal“ gebaut und 1913 eingeweiht. Beschädigt im 2. Weltkrieg, wurde es inzwischen wieder restauriert. Bei aller patriotischen Verherrlichung wilhelminischer Prägung dient es auch als Mahnung, solche Gemetzel nicht mehr zu wiederholen.

Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam - Leipziger Str. 19 - 52068 Aachen