Teil 14: Stolberger Straße

Stolberger Straße

Diese Straße ist neben dem Adalbertsteinweg eine weitere Hauptverkehrsader im dichten Straßennetz des Ostviertels. Ihre Länge übertrifft lediglich der Adalbertsteinweg, ihre Streckenführung windet sich wie eine Schlange. Ausgehend vom Adalbertsteinweg ändert sie mehrfach ihre Richtung, bis sie am Reichsweg endet: Ost, Süd, Süd / Ost. Auf diesem krummen Weg beweg sich eine Verkehrsmenge, die nur noch mit dem Adalbertsteinweg und der Breslauer Straße vergleichbar ist. Sie ist neben diesen beiden Straßen eine dritte Verbindungslinie zwischen der Innenstadt nach Forst, Rothe Erde und Eilendorf. Der Ostfriedhof, die Josefskirche, die Berufsfeuerwehr und das Geschwister-Scholl-Gymnasium sind bedeutende öffentliche Einrichtungen, welche die Straße auf ihrem Weg durch das Ostviertel begleiten. Darüber hinaus dient sie kleinen Gewerbebetrieben und vor allem dem städtischen Altbaubesitz als Anliegerquartier.

Ihr Name hat ausschließlich einen richtungweisenden, jedoch keinen historischen Bezug. Dennoch sollte die Verwendung dieses Namens der benachbarten Kreisstadt Stolberg Grund genug sein, den Ort einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Archäologische Funde in den Ortsteilen Breinig, Gressenich und Atsch weisen, ebenso wie Aachen, auf eine römische Besiedlung hin, die hier allerdings, im Gegensatz zu Aachen, auf Erzvorkommen schließlich lassen.

Urkundlich wird Stolberg erstmalig 1118 n. Chr. erwähnt, als Folge der Niederlassung derer von Stalburg. Dieser Name stand dann letztlich Pate für den heutigen Namen „Stolberg“.

Wilhelm von Nesselrode, ein rheinisches Adelsgeschlecht, das in späterer Zeit (19. Jahrh.) russische Außenpolitik für den Zaren betrieb, errichtete im 15. Jahrh. die Stolberger Burg über der Vicht auf einem Kalkfelsen, die als Schutz vor Angreifern, insbesondere der benachbarten Grafschaften und Herzogtümer, gedacht war. Im Schatten der Burg entstanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts Kupfer- und Messingindustrie, die sich auf Grund der bereits erwähnten Erzvorkommen rasch entwickelten und im 18. Jahrh. eine Monopolstellung in Europa innehatten. Diese industrielle Blüte veränderte die ursprüngliche Besiedlung. Aus kleinen Handwerkern und Kaufleuten erwuchs ein Unternehmertum, das - durch seinen Reichtum animiert - Herrenhäuser errichten ließ, die Adelssitzen in Nichts nachstanden. Viele Spuren aus dieser Zeit prägen noch heute das Gesicht der Stolberger Innenstadt.

Die Burg - als Ausgangspunkt Stolberger Expansionsbestrebungen - verfiel jedoch mit der Zeit, da der Schutz durch die Burg infolge immer besserer Schusswaffen nicht mehr gewährleistet war. Die schließlich zur Ruine verkommene Burg erstand 1887 der Fabrikant Moritz Kraus und ließ sie aufwändig nach dem Geschmack der Gründerzeit wieder herrichten. Im Jahr 1909 vermachte er sie den Stolberger Bürgern zum Geschenk, die nun mehr bestrebt waren, diese Gabe zu pflegen. Nach erheblichen Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde sie 1950 restauriert, wobei Wert auf die ursprüngliche Gestaltung gelegt wurde. Heute dient sie als bedeutender Ort für Ausstellungen, Konzerte und Festivals verschiedenster Art.

Wie Aachen zeugt auch Stolberg, jedoch auf andere Weise und in anderer Größenordnung, von einer zusammenhängenden historischen Region.


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