Teil 16: Bischofstraße

Bischofstraße

In unmittelbarer Nähe zum Europaplatz liegt die Bischofstraße. Sie ist eine kleine Wohnstraße und führt von Nord/West (Eintrachtstraße) nach Nord/Ost (Josef-von-Görres-Straße). Im Mittelteil befindet sich an der Südseite die Hugo-Junkers-Realschule.

Namensspender ist Bischof Marc-Antoine Berdolet, der erste Bischof von Aachen, den Napoleon I. (zu dem Zeitpunkt noch erster Konsul von Frankreich) im Einvernehmen mit Papst Pius VII. (1802) einsetzte.

Hintergrund dieser Maßnahme sind die Ereignisse, die die Französische Revolution 1789 begründeten. Begonnen als bürgerlicher Aufstand gegen den Absolutismus des französischen Königtums (u. a. mit der Verkündung der Menschen- und Bürgerrechte), radikalisiert sich der Aufstand in Paris und mündete in eine Revolution, die ganz Frankreich erfasste, da die herrschende Klasse (König, Hochadel, hohe Geistlichkeit) weder die verkündeten Rechte noch die darauf fußende Verfassung anerkannte. Auf diese Verfassung blickend (deren oberste Prinzipien „Freiheit - Einheit - Brüderlichkeit“ hießen), schlossen sich England, die Niederlande, Portugal, Preußen, Österreich und Spanien zu einem Bündnis zusammen, das verhindern sollte, dass sich dieser ,,Bazillus’’ in Europa weiter verbreitete.

Um dieser Einkreisung zuvor zu kommen, fielen französische Revolutionstruppen in die österreichischen Niederlande (Belgien) und in das linksrheinische Gebiet des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ ein und besetzten 1792 u. a. auch Aachen. Nach vorübergehender Vertreibung 1793 durch österreichische Regimenter, erfolgte 1794 die endgültige Eroberung. Die zunächst als Besatzungsmacht operierenden französischen Streitkräfte fügten unserer Stadt erheblichen Schaden zu. Der Abtransport des Bleidachs des Doms, von 38 Marmorsäulen, des Proserpina-Sarges, des Wolfs und anderer Güter nach Paris waren die Folgen.

Mit der Einverleibung des linksrheinischen Reichsgebietes in den französischen Staatsverbund 1797 (Ende des 1. Koalitionskrieges) endete die Besatzungspolitik. Bereits 1798, noch vor der Machtübernahme Napoleons I. als erster Konsul, wurde Aachen Hauptstadt des neuen Departments (Roer) mit 42 Kantonen: Ein Gebiet, das weit über die Grenzen des späteren Regierungsbezirks Aachen hinausging. Nach der offiziellen Proklamation über die Vereinigung des Rheinlandes mit Frankreich 1801 erfolgte 1802 die Errichtung des Aachener Bistums, das die Departments Roer und Rhin et Moselle umfasste. Bischof Berdolet war emsig bemüht, in diesem riesigen Bereich, trotz nachwirkender antikirchlicher Tendenzen, neues religiöses Leben zu entfachen. So wurden eine Reihe leer stehender Klöster, deren Gemeinschaften aufgelöst waren, als Pfarrkirchen übernommen. Viele Kulturgüter konnten auf diese Weise gerettet werden. Da sich Napoleon I., seit 1804 Kaiser der Franzosen, als Nachfolger Kaiser Karls fühlte, entwickelte er ein besonderes Verhältnis zu Aachen, das Bischof Berdolet (gestorben 1809) für Aachen ausnutzte. Begraben wurde Bischof Berdolet auf dem 1803 eröffneten Ostfriedhof. Sein Herz wurde im Dom eingemauert. Zum Nachfolger wurde 1810 Jean Denis Francois le Camus ernannt.
Mit dem Ende des französischen Interims 1815 verlor Aachen wieder den Bischofssitz, der erst 1930 wieder nach Aachen kam.
Neben der Bischofstraße erinnert an die Zeit von Bischof Berdolet in Burtscheid die Berdoletstraße und der Berdolet-Altar.

Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam - Leipziger Str. 19 - 52068 Aachen