Teil 18: Reichsweg

Reichsweg

Dieser „Weg“ an der Südgrenze des Ostviertels gelegen, durchzieht diesen Bereich in west-östlicher Richtung, vom Adalbertsteinweg (West) bis zur Stolberger Straße (Ost). Auf seiner Südseite vom Bahndamm der Strecke Aachen-Köln begrenzt, bestimmen auf seiner Nordseite (neben kleineren Wohneinheiten) vor allem 2 Großbetriebe das Bild der Straße: Rheinnadel und die Kühlerfabrik Haugg.
Die Namensgebung ist zurückzuführen auf das „Aachener Reich“ mittelalterlicher Prägung, das durch einen Landwehrgraben (entlang der heutigen Bahnlinie) zur Grenzstation wurde. Das Aachener Reich umfasste einmal den Stadtkern und darüber hinaus weite Gebiete im unmittelbaren Umkreis. Basis dieses Aachener Reichs, das Kaiser Friedrich I. – Barbarossa – im 12. Jahrh. als königlichen Ort zur Stadt erhob, war die Kaiserpfalz, die Kaiser Karl der Große um 800 als Hauptresidenz des fränkischen Reiches errichten ließ.
Um diesen Schwerpunkt herum siedelten sich alsbald landwirtschaftliche Güter an, die u. a. die Aufgabe hatten, den inneren Kreis des politischen und religiösen Machtzentrums Aachen mit lebenswichtigen Produkten zu versorgen. Jeder neue Hof im engeren und weiteren Umfeld hatte sich dieser Forderung zu unterwerfen und gehörte damit automatisch zu Aachen. Die so entstehende „Flächenstadt“ wurde schließlich als „Aachener Reich“ bezeichnet.
Obwohl ursprünglich als Zentrum des politischen und religiösen Handelns des Frankenreichs begründet, beschränkte sich in späteren Jahren des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die Bedeutung des Aachener Reiches vor Allem auf die Inthronisation der deutschen Könige. Deshalb fühlten sich die deutschen Könige in besonderer Weise dem Wohl und Wehe Aachens verpflichtet. Ergebnis dieser Verpflichtung waren z. B. die Einfassung des Stadtkerns durch eine Stadtmauer (entlang der Gräben) auf Geheiß Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), die Bestätigung der Grenzen des „Aachener Reiches“ 1636 durch Kaiser Ludwig IV. (der Bayer), sowie die genaue Grenzziehung des „Aachener Reiches“ mittels Urkunde durch Kaiser Sigismund (1423).
Acht Wehrtürme markierten das Aachener Reich: Lizenzhäuschen, Gemmenich, Preuswald, Orsbach, Laurensberg, Würselen-Morsbach, Warnich vor Eilendorf, Verlautenheide. Das war sozusagen die „Siegfriedslinie“. Darüber hinaus gehörte zeitweilig noch Raeren bis vor Eupen, Konzen bis vor Monschau, Roetgen, Walheim, Kelmis, Moresnet-Altenberg, Hegenrath, Lemiers, Mamelis, Nijswiller, Valkenburg zum „Aachener Land“.
Nicht zum „Aachener Reich“ zählten:  Burtscheid mit Forst, Eilendorf, Korrnelimünster.
Burtscheid verdankte seine Eigenständigkeit einem Benediktinerkloster, das Kaiser Otto III. 997 gründete und 1138 durch Kaiser Konrad III. zur reichsunmittelbaren Abtei erhoben wurde. Unter völlig anderen Bedingungen wurde Burtscheid 1897 Bestandteil der Stadt Aachen.
Kornelimünster verdankte seine Eigenständigkeit ebenfalls einem Benediktinerkloster, das schon Kaiser Ludwig I. (der Fromme), Sohn Karls des Großen, errichtete und als „Monasterium ad Indam“ reich dotierte und mit Reliquien ausstattete. 1138 wurde Eilendorf Bestandteil von Kornelimünster. Die Eingemeindung von 1972 beendete die Selbständigkeit der beiden Gemeinden, die seitdem der Stadt Aachen angehören.
Der Ausdehnung des „Aachener Reiches“ waren Grenzen gesetzt: Die angrenzenden Herzogtümer Jülich und Limburg, sowie das Bistum Lüttich (dem Aachen im geistlichen Bereich unterstellt war), waren immer darauf bedacht, entweder Teile des Aachener Reiches oder ganz Aachen zu gewinnen, was jedoch dank der Reichs-unmittelbarkeit Aachens nicht gelang.

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