Teil 23: Rudolf-Schwarz-Weg

Rudolf-Schwarz-Weg

Eine kleine Stichstraße, im rechten Winkel zur Düppelstraße gelegen, wurde Ende der 80er Jahre auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Fa. Günkel (LKW-Reparaturwerkstätte) angelegt, als Anliegerzufahrt zu den  Wohnblocks der Landesentwicklungsgesellschaft NRW.

Der von West nach Ost mit einer Drehung nach Süd projektierte Weg grenzt im Norden an die Fronleichnamskirche und im Osten an den Familiengartenverein „Pannenschopp“. Der Name dieses Weges geht auf den Architekten der Fronleichnamskirche – Professor Rudolf Schwarz – zurück. Dieser war seit 1927 Professor an der Aachener Werkkunstschule und auch deren Leiter.

Rudolf Schwarz studierte anfangs Katholische Theologie und Philosophie, wandte sich dann der Baukunst zu und beendete das Studium mit der Ernennung zum Regierungsbaumeister. Nach 2 Jahren Tätigkeit (1925 – 1927), als Assistent des bekannten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm an der Lehranstalt in Offenbach, nahm er in  Aachen die vakante Stelle an der Werkkunstschule an. Bekannt wurde Rudolf Schwarz durch die Teilnahme an verschiedenen Wettbewerben, u. a.: Neubau der Frauenfriedenskirche in Frankfurt/M.

Nachdem er beim Wettbewerb für den Bau der „Heilig-Geist-Kirche“ in Aachen den 2. Preis erhielt, wurde der damalige Pfarrer der Josefskirche, Peter Tholen, auf ihn aufmerksam und verpflichtete ihn ohne Wettbewerb für die Erstellung der Fronleichnamskirche. Mit einem Team von Kollegen, in welchem jeder ein klar definiertes Gewerk zu realisieren hatte, stand ein schmuckloser, ganz in Weiß gehaltener Baukörper im kubistischen Stil. Dieser erhielt zunächst weder die Zustimmung der Stadt Aachen noch die des Erzbistums Köln. Trotzdem wurde die Kirche am 21.12.1930 durch den Weihbischof Sträter konsekriert.

Bis heute findet die Kirche sowohl begeisterte als auch ablehnende Anhänger und Experten. Auf jeden Fall bedeutete sie zur damaligen Zeit eine Innovation, die viele Nachahmer fand, wenn auch in anderen Stilrichtungen. Fast alle Standardwerke über die sakrale Baukunst im 20. Jahrhundert greifen als avantgardistische Meisterleistung auf die Fronleichnamskirche zurück. Dadurch stieg Rudolf Schwarz in die erste Reihe kirchenbaulicher Gestalter auf, so dass er eine Fülle weiterer Aufträge erhielt.

Zu mehr Details über die Entstehung der Kirche und ihre Akzeptanz in der Gemeinde, der Stadt Aachen und weit darüber hinaus ist zu empfehlen:
 
„Eine junge Gemeinde im Aachener Ostviertel“
und
„Die Pfarrkirche St. Fronleichnam“ (Kunstführer des Deutschen Kunstverlags – Band Nr. 643)

 Professor Rudolf Schwarz verstarb 1961. Sein Erbe betreut seine Ehefrau noch heute.

Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam - Leipziger Str. 19 - 52068 Aachen